Jurchen, Sylvia/Wagner, Silvan (Hrsg.): Schlechtes Wetter und Grenzüberschreitungen, Oldenburg 2024 (Brevitas 2 – BmE Sonderheft)

Die abstrakte Grenzüberschreitung als strukturelles Moment gerade der vormodernen Kleinepik konkretisiert sich mitunter in schlechtem Wetter. Die eine, liminale Wendung, die kleinepisches Erzählen oftmals bestimmt, manifestiert sich auch im Wetterumschwung, der für die Vormoderne grundsätzlich mehr ist als ein arbiträres, chaotisches Naturphänomen: Wetter – ›schönes‹ Wetter, vor allem aber ›schlechtes‹ Wetter – ist grundsätzlich Medium der Kommunikation zwischen Transzendenz und Immanenz, zwischen Gott und Schöpfung. Wetter ist in diesem Zusammenhang nicht nur per se eine ontologische Grenzüberschreitung, sondern geht – vor allem in Form von ›schlechtem‹ Wetter – oftmals einher mit existenziellen Grenzüberschreitungen auf kreatürlicher Ebene.

Themenheft-Artikel

Sylvia Jurchen, Silvan Wagner: Einleitung

Friedrich Michael Dimpel, Silvan Wagner: Rosenplüt als Autor der Nürnberger Weingrüße. Philologische und computerphilologische Analysen, S. 1–53

Silvan Wagner: Unterscheiden im Gleichmachen: Die verwirrende Funktion von Wein in den frühneuzeitlichen ›Weingrüßen‹, S. 5584

Madeline Fox: Optical Theory and Feminine Auctoritas within Chaucer’s the ›Tale of Melibee‹, S. 85104

Sylvia Jurchen: Mehrstimmige Wetterwunder. Bußtheologische Grenzgänge im ›Dialogus Miraculorum‹ des Caesarius von Heisterbach, S. 105–152

Luca Kirchberger: Über Grenzen und Wetter in der Schneekind-Tradition, S. 153–191

Christoph Fasbender: Regen in Rom, Regen in Hof. Naturkatastrophen und ihre Deutungen in Enoch Widmanns ›Chronik der Stadt Hof‹, S. 193–213

Silvan Wagner: Die komplexe Meditation einfacher Wahrheiten: Ulrichs von Pottenstein ›Buch der natürlichen Weisheit‹ und die Ausdifferenzierung der Fabel, S. 215–248