Brüchige Finalität. Erzähl- und kulturhistorische Perspektiven auf das Ende in vormoderner Kleinepik
Der vorliegende Sammelband beleuchtet Konzeptionen, Darstellungsformen und Deutungsmuster des poetischen Endes im Feld mittelalterlicher Kleinepik. Das Ende ist eine kulturell überaus wirkmächtige Strategie der Sinnerzeugung, die Abgeschlossenheit signalisiert und Ziel wie Ergebnis des Davorliegenden definiert. Schon historisch tritt das Ende allerdings als polymorphes Phänomen in Erscheinung, dessen nähere Bestimmung eine Herausforderung darstellt. In der vormodernen Kleinepik wird die Frage nach Ein- und Abgrenzung des Endes in besonderer Weise virulent. Hier erweist sich das Ende oftmals als brüchig, da Handlungsende und Schlussgebung gegenläufige Semantiken entfalten. Anhand konkreter Fallbeispiele gehen die Beiträge der Frage nach, ob und auf welche Weise das Ende Abgeschlossenheit herzustellen vermag und wie sich sein ordnungsstiftendes Potential zum Grad seiner Offenheit verhält.
DOI: https://doi.org/10.25619/BmE_H20242
Themenheft-Artikel
Christiane Witthöft: ›Der Weisheit letzter Schluss‹: Klugheitsethische und semantische Implikationen des ›Endens‹ in Konrads von Würzburg ›Der Welt Lohn‹ (mhd. endehaft). S. 35–73
Udo Friedrich: Es lebe der Tod! Sinnparadoxien in mittelalterlichen Exempeln. S. 75–95
Hans Jürgen Scheuer: Das Ende in den Dingen. MacGuffins im vormodernen Beichtexempel. S. 141–169
Lena Zudrell: Das Ende der Heiligen. Andreas Kurzmanns ›Amicus und Amelius‹: S. 191–213
Hartmut Bleumer: Die Qualität des Endes. Zum Leben der Form in der ›Halben Birne‹: S. 215–258